Internationaler Frauentag 2024: Rehabilitandin im Interview

Motto 2024: Frauen wählen!

Wir haben den diesjährigen Weltfrauentag zum Anlass genommen, um mit unserer Patientin Frau Hoffmann über ihre Sicht und Erfahrungen zu diesem internationalen Tag zu sprechen.

Frau Hoffmann befindet sich zu einer dreiwöchigen Rehabilitation bei uns, damit sie ihren wohlverdienten Ruhestand weithin fit bis ins hohe Alter genießen kann.

Die studierte Ingenieurin für Automatisierungstechnik fand zu DDR Zeiten ohne Umwege in ihren Beruf. „Ich konnte mich in meinem Betrieb von Anfang an gut eingliedern und habe mich all die Jahre dort sehr wohl gefühlt.“ Frau Hoffmann beging ihren ersten Arbeitstag in den 1970er Jahren in einem Ostthüringer Betrieb und blieb diesem bis zu ihrem Renteneintritt treu. Da sie als junge, sehr engagierte und motivierte Frau einiges bewegen wollte, hat sie sich in vielerlei Hinsicht gesellschaftlich engagiert, wie sie uns im Interview erzählte:

Was bedeutet Ihnen der internationale Frauentag?

„Er bedeutet vor allem die internationale Verbindung aller Frauen auf der Welt, die für einheitliche Ziele gemeinsam einstehen wollen. Spontan fallen mir dazu wichtige Ziele ein, wie die Gleichberechtigung, der Kampf gegen die Diskriminierung der Frauen, die gesellschaftliche Anerkennung der Frauen, Autonomie und das Wahlrecht. Ich finde es wichtig, zu diesen und vielen anderen Themen Stellung zu beziehen und die Rechte der Frauen so zu stärken. Der Frauentag ist deshalb ein wichtiger Tag um Zeichen zu setzten für die Emanzipation der Frau weltweit.“

Der diesjährige Frauentag wird unter dem Motto „Frauen wählen!“ begangen. Wie wichtig ist dieses Thema für Sie?

„Das aktive Wahlrecht ist keine Selbstverständlichkeit in Deutschland. Frauen ist es seit 1918 gesetzlich erlaubt zu wählen. Vor diesem Hintergrund ist es ein bedeutsames Motto, zumal es kein weltweites Frauenwahlrecht gibt. Dieses Recht für Frauen sollte internationale Gültigkeit erreichen und zwar für alle Frauen, ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Familienstandes, ihrer Bildung oder ihres Einkommens. Gleichberechtigt soll es sein!“

Wie haben sich die Rechte der Frauen verändert, im Vergleich zu der Zeit, als Sie 20 Jahre alt waren?

„Im internationalen Gefüge hat sich die Diskriminierung und die Gleichberechtigung der Frau stark verändert, wenn auch noch nicht alle Frauen davon profitieren können, leider. Es hat sich vieles zum Positiven verändert, aber gerade in den ärmeren Ländern ist diese Entwicklung bei Weitem noch nicht ausreichend. Zu meiner Zeit in der DDR hatten wir wenig Probleme. Frauen wurden sehr gut gefördert und wurden in der Gesellschaft anerkannt. Zwar auch nicht auf der gleichen Ebene wie Männer, aber man konnte sich sehr gut einbringen. Eine große Veränderung für mich persönlich hat da nicht merklich stattgefunden.“

Wie schätzen Sie diese Veränderung ein?

„Nur positiv, sehr positiv. Weltpolitisch haben Frauen viel mehr Möglichkeiten.“

Wie erleben Sie Ihre Rolle als Frau in unserer Gesellschaft?

„Ich erlebe mich in einer sehr positiven Rolle. Ich habe keine Probleme im Umgang mit Männern. Man muss und kann sich in die Gesellschaft einbringen und diese mitgestalten. Man kann seine Arbeit machen und motiviert an jeglichen Prozessen teilhaben, wenn man es möchte. Ich selbst war bereits als junge Frau ein Mensch, der teilhaben wollte, der mitbestimmen wollte und der seinen Weg selbstbestimmt gehen wollte. Deshalb war ich Teil der Gesellschaft und konnte diese mitgestalten mit vielen unterschiedlichen Möglichkeiten: Ich war in der Gewerkschaft, im Verwaltungsrat, in der Betriebskrankenkasse, ich war ehrenamtlicher Arbeitsrichter, Schöffe und habe sehr viele Kurse an der VHS zur persönlichen Weiterbildung belegt. Dazu habe ich als Mentor viele Frauen im betrieblichen Frauensonderstudium unterstützt. Es bestanden viele Möglichkeiten, die man ausfüllen konnte. Dadurch bewegt man auch viel.“

Haben Sie selbst bereits Benachteiligung in Bezug auf die Gleichberechtigung erfahren oder erleben Sie sie aktuell (traditionelle Frauenrolle, schlechte Bezahlung, Vorurteile…)?

„Nein, ich persönlich nicht. Sekundär gesehen haben Männer oft etwas mehr verdient. Sie wurden oft in höhere Lohngruppen eingeteilt, wobei die Qualifikation im Vordergrund stand, die bei Männern zumeist besser war.“

Kann der internationale Frauentag die Rolle der Frau positiv beeinflussen?

„Ja, durchaus. Weltweit wird für Gleichberechtigung eingetreten. Die Frau rückt mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft und wird dadurch mehr gesehen und gehört. Auch die politische Beteiligung hat sich in den ärmeren Ländern verbessert und ist auf einen positiven Weg gebracht worden. Zudem kommen die anderen Punkte, die ich bereits benannt habe.“

Was wünschen Sie sich und anderen Frauen für die Zukunft?

„Die Rechte der Frauen sollen sich weiterentwickeln, Frauen sollen weiter gehört werden und die Diskriminierung, vor allem in armen Ländern, muss beseitigt werden. Frauen sollen im Beruf und in ihrem politischen sowie sozialen Leben die Anerkennung bekommen, die ihnen zusteht. Zudem wünsche ich mir, dass sich das Wahlrecht für alle Frauen überall durchsetzt.“