Chefärztin im Interview zum Thema Integrative Medizin

Anke Wißgott, Chefärztin für Integrative Medizin in der Celenus DEKIMED, beleuchtet im Interview das Thema der Integrativen Medizin.

Frau Wißgott, könnten Sie sich bitte kurz vorstellen und uns etwas über Ihren Werdegang und Ihre Erfahrungen im Bereich der Integrativen Medizin erzählen?

Im Rahmen meiner Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin kam ich in der Hausarztpraxis in den ersten Kontakt mit der Integrativen Medizin. Die Patienten haben nicht nur eine Diagnose, sondern oft ein buntes Symptombild. Und so muss bei Behandlung beachtet werden, dass der Patient in seiner Gesamtheit gesehen wird, um ihn auf allen Ebenen wahrzunehmen und behandeln zu können. Das ist heute mehr denn je bedeutender, da die Patienten ein großes Bedürfnis für individuelle Betreuung haben.

Was bedeutet für Sie "Integrative Medizin" und wie sehen Sie deren Stellenwert im modernen Gesundheitswesen?

Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess. In diesem Prozess steht der Patient im Mittelpunkt und die Therapeuten bewegen sich gemeinsam mit ihm in die Richtung der Gesundheitsförderung. Hierfür ist die Naturheilkunde ein hilfreiches Mittel, denn hierbei kann der Patient mit geringem Aufwand aktiv selbst viel für seine Gesundheit tun und sich in Achtsamkeit üben.

Welche naturheilkundlichen Therapien setzen Sie in der Celenus DEKIMED ein und welche Vorteile sehen Sie darin?

Die DEKIMED verbindet Schulmedizin und Naturheilkunde in allen Therapiebereichen. Wir behandeln so medizinisch wie nötig und so naturheilkundlich wie möglich.

Naturheilkundliche Therapien, nur eine Auswahl: Naturmoorauflagen, Heusäckchenauflagen, Blutegeltherapie, Schröpfen, Anwendung von Wickel- und Auflagen (z.B. Quark Wickel, Retterspitz Auflage, Leberwickel), Hydrotherapie mit ausgewählten Zusätzen (Lavendelfußbad, Milch Öl Vollbad), Kneipp Anwendungen (Armbäder, Kalter Guss). Ergänzende Therapien wie Akupunktur, Neuraltherapie als Regulationstherapien. Heilfasten nach Buchinger und Milde Ableitungsdiät nach Rauch als vegetative Umstimmungstherapien durch die Kost.

Wie klären Sie Ihre Patienten über naturheilkundliche Therapien auf und wie reagieren sie darauf?

Die Patienten werden angeleitet und motiviert diese Therapien zu erlernen und über ihr Körpergefühl zu erspüren. Die Anleitung erfolgt durch die Therapeuten und dann schon hier im Aufenthalt selbstständige Durchführung durch den Patienten, mit dem Hinweis, dies hier schon für zu Hause in den Alltag einzuplanen.

Mit dem Patienten erfolgt immer eine gemeinsame Entscheidungsfindung für die Anwendung der Therapien und der Naturheilkunde. Der Patient äußert dabei schon Erfahrungen und Bedürfnisse wie Wärme- oder Kälteempfinden werden berücksichtigt. Natürlich müssen immer die gesamten Diagnosen beachtet werden und medizinische Kontraindikationen auch berücksichtigt werden.

Wie steht es um die Akzeptanz solcher Ansätze in der breiteren medizinischen Gemeinschaft?

Die Akzeptanz der Verknüpfung von Schulmedizin und Naturheilkunde ist noch schwierig.  Es fehlen große Studien in der Naturheilkunde, da hier der kommerzielle Hintergrund oft nicht gegeben ist.

Auch bedarf die Naturheilkunde Zeit und regelmäßige Anwendung, um erfolgreich zu sein. Dies verlangt Disziplin vom Patienten und hohe Motivation durch den verordneten Arzt.

Jedoch sind Erfolge spürbar und es Wert, immer wieder in einem ganzheitlichen Konzept die Behandlung und aktive Gesunderhaltung der Patienten zu sehen und Naturheilkunde erlebbar zu machen.